Verstärkung ist im Stiftshof – so wetterbedingt bespielbar – nicht nötig, was eine ganz andere Hörqualität ermöglicht. Eine, die einer Oper auch angemessen ist. Damit das gut geht, braucht es freilich die entsprechenden Kräfte, und diese saßen mit der hinreißend aufspielenden Sinfonietta Baden unter Christoph Campestrini auch heuer wieder im Graben. In hörbar akribischer Probenarbeit wurde nicht nur eine Präzision erreicht, wie man sie auch an arrivierten Häusern nicht immer geboten bekommt; mit großer Liebe zum Detail kommen auch Feinheiten der Partituren von Mascagnis „Cavalleria Rusticana“ und Leoncavallos „Bajazzo“ ans Licht, die im veristischen Gefühlsüberschwang der beiden Eifersuchtsdramen oft niedergebügelt werden.
Hohes Niveau auch im Vokalen: Gesungen wird im „Bajazzo“ durchgehend, und in der „Cavalleria“ über weite Strecken, ausgezeichnet. Hier ist es vor allem Stella Grigorian, die (auch szenisch) alles dominiert. Ihr herber Mezzo ist maßgeschneidert für die Partie der Außenseiterin Santuzza, die verzweifelt die Liebschaft ihres Turiddu (tapfer: Bruno Ribeiro) mit Lola (Anna Marshaniya) deren Mann (Sebastian Holecek als stimmgewaltiger, wenn auch eine Idee zu sympathischer Alfio) verpfeift. Lucia (eindringlich: Stefania Toczyska) muss machtlos zusehen.